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Das Friesenpferd

GESCHICHTE

Das Friesenpferd stammt aus der Provinz Friesland, welche im nordwestlichen Holland liegt. Mit diesem Flecken Erde ist das Friesenpferd tief verwurzelt und stellt einen bedeutenden Teil der friesischen Kultur dar.

Bereits ein germanischer Volksstamm, der sich schon zirka zwei Jahrhunderte vor Christus an der Nordseeküste, im nördlichen Friesland niedergelassen hatte, verfügte über einen Pferdeschlag, der sich von den Kaltblutrassen deutlich unterschied. Diese Pferde sollen die Urahnen des Friesenpferdes gewesen sein.

Auch in der Römerzeit waren die Friesenpferde bekannt, sie wurden unter anderem auch von Julius Caesar erwähnt und ein Grabstein in England zeigt einen friesischen Soldaten der römischen Armee – mit einem Friesenpferd. Im Mittelalter war das friesische Pferd ein beliebtes Kriegs- und Streitross. Die bei den Kreuzzügen im südlichen Mittelmeerraum erbeuteten orientalischen Pferde wurden vermutlich auch für die ersten Veredelungen des Friesenpferdes eingesetzt. Im 16. Jahrhundert nahmen die spanischen Pferde ihren Einfluss auf die friesische Rasse. 

Das Friesenpferd wurde, wie viele seiner barocken Artgenossen, an den europäischen Höfen gern gesehen und geritten. Noch heute besteht  beim Friesen eine grosse Veranlagung zu Lektionen der hohen Schule.

 

Anfangs des 18. Jahrhunderts verlor das Friesenpferd, durch die sich ändernden höfischen Gepflogenheiten, viel von seiner Bedeutung. Es waren nun vorwiegend reiche Bauern, die ihre Friesen für die Kirchfahrt am Sonntag oder Verwandtenbesuche ein- oder zweispännig vor die friesentypische Sjees (zweiräderiger Wagen) spannten. Zu dieser Zeit wurden gerne Trabrennen auf den friesischen Dorfstrassenveranstaltet. Für diese Rennen war das Friesenpferd, sowohl geritten wie gefahren, äusserst gut geeignet. Als aber Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Trabrennpferde aus Russland und Amerika eingeführt wurden, ging auch diese Ära der Friesenpferde zu Ende. Die Friesenpferdezucht steckte in einer tiefen Krise. Es war am 1. Mai 1879, als ein paar Pioniere der Friesenpferdezucht im kleinen Ort Roordahuizen das «Het Paarden Stamboek», ein Stammbuch, das nur Pferde mit ausreichendem Rassentyp aufnahm, gründeten und somit den Grundstein zur Rettung ihrer einheimischen Rasse legten (das Erscheinungsbild des Friesen war, durch Einkreuzen fremder Rassen, stark beeinflusst). 1913 wurde das heute noch bestehende «Het Friesch Paarden Stamboek» kurz FPS gegründet. In diesem waren 1915 gerade mal noch 3 Deckhengste eingetragen: Friso, Alva und Prins. Dieser Umstand wirkt sich bis heute in der Friesenpferdezucht aus.

Die Entwicklung der Rasse

Das Erscheinungsbild des Friesen änderte sich in den folgenden Jahren grundsätzlich. Aus dem leichten, eleganten Kutschenpferd wurde ein Arbeitstier, welches in der Landwirtschaft seinen  Dienst tat. Dort wurde es zwar hart durch die schweren Kaltblüter konkurrenziert, hatte aber wieder eine Daseinsberechtigung. Wie viele andere Pferderassen, deren Haupteinsatzgebiet die Landwirtschaft war, folgte die nächste Krise Mitte der Sechzigerjahre mit der aufkommenden Mechanisierung der Landwirtschaft.

Dieses Mal waren es zwei Männer aus der Reitvereinigung «de Oorsprong» (der Ursprung), die zu einer Werbefahrt aufbrachen, um die Leute auf den drohenden Verlust eines wichtigen friesischen Kulturgutes aufmerksam zu machen. Diese Kampagne hatte grossen Erfolg – die Friesenpferderasse war gerettet.

 

Heute ist das Friesenpferd ein vielseitig einsetzbarer Freizeit und Sportpartner. Kein Pferd für Jagden oder Springkonkurrenzen vielleicht, aber sicher für den Fahr- und Dressursport, klassisches und barockes Reiten, Gymkhanas und alle Sparten der Freizeitreiterei. Die meisten jungen Deckhengste sind heute im Sport aktiv – teilweise nehmen sie sogar an Reit- und Fahrwettstreiten auf internationaler Ebene teil. Durch seinen ausgeglichenen, freundlichen Charakter und sein durchaus feuriges aber gut kontrollierbares Temperament, ist der Friese das ideale Familienpferd. Für den Fahrsport sind diese Pferde geradezu prädestiniert, für Dressur- und Geländeprüfungen oder für reine Freizeitfahrten – es gibt kaum etwas Schöneres, als ein Friesengespann im starken Trab!

 

Die Friesenzucht

Die Friesenpferdezucht ist eine Reinzucht. Die gesamte Zucht ist durch das Stammbuch in Holland reglementiert. Gezüchtet wird mit in verschiedenen Zuchtbüchern registrierten Stuten und Hengsten. Die Selektion der Zuchthengste wird bei den Friesen sehr streng genommen. Nur Hengste mit besten Papieren, nahezu perfektem Exterieur und hervorragenden Bewegungen in den Grundgangarten, werden an die Leistungsprüfung geschickt. Was danach noch an jungen Hengsten übrig bleibt, muss sich vier Jahre nach seiner Körung einer

Nachkommenskörung stellen. Bei dieser Körung muss der Hengst unter Beweis stellen, dass er seine positiven Eigenschaften auch an seine Nachkommen weitervererbt. Seit dem Jahr 2000 müssen von jedem Deckhengst in seiner 5. oder 6. Decksaison mindestens 20 Nachkommen den ABFP ablegen. Es müssen entweder 20 Dreijährige oder mindestens 10 Dreijährige und 10 Vierjährige Hengste in der 6. Decksaison den Test absolvieren. Die teilnehmenden Nachkommen werden vom KFPS selektiert

Das perfekte Friesenpferd steht im Rechteck-Typ, hat einen gut entwickelten Rist, einen nicht zu langen Rücken, breite Lenden und endet in einer leicht abfallenden Kruppe mit genügend Länge und einem tief angesetzten Schweif. Auf das Beinwerk sollte man ein spezielles Augenmerk legen, es soll genügend lang und von guter Qualität sein, das heisst, hart und trocken. Das Stockmass der Friesenpferde bewegt sich heute ungefähr zwischen 1.60 m und 1.68 m, grössere sowie kleinere Pferde kommen natürlich vor. Der menschenbezogene und freundliche Charakter gehören ebenso zum Zuchtziel wie das makellose Äussere. Besonders auffällig ist der üppige Behang, das lange, volle, manchmal gelockte Mähnen- und Schweifhaar, sowie der dichte und lange Kötenbehang. Ebenfalls augenfällig sind die schönen, raumgreifenden Bewegungen mit viel Knieaktion, welche dem Zuschauer den Schein vermitteln, dass das Pferd den Boden im Trab kaum mehr berührt.